Julie Oppermann

Pressetext M + R Fricke Berlin 2022

JULIE OPPERMANN
Ausstellung 21. Januar – 4. März 2022

Wer vor einem Gemälde von Julie Oppermann steht, braucht nicht fürchten, vom Bild belogen zu werden. Selbst wenn sich im Moment der Betrachtung zurecht die Frage aufdrängt, ob den eigenen Augen tatsächlich zu trauen wäre, denen es einfach nicht gelingen mag, auf dieses Bild ‚scharf‘ zu stellen. Es will partout nicht klappen, den Seheindruck, der sich wie ein unwilliger Delinquent verhält, zu fixieren.

Oppermanns Gemälde geben nicht vor, etwas anderes als mit Farbe überzogenes Trägermaterial zu sein. Warum auch? Sehr viel Kunst auch aus der weiteren, vormodernen Vergangenheit ist, materialiter betrachtet, genau das. Im Fall der Bilder Oppermanns trifft die Bezeichnung als ‚farbüberzogenes Ding‘ genauso zu wie die berühmte modernistische Formel, dass das, was man sieht, auch das ist, was man bekommt – nur transponiert auf den physiologischen Akt des Sehens selbst. Kein Wunder auch, dass es bei einer Angstattacke angesichts von Rot, Gelb und Blau leichter fällt in das entsprechende Bild, statt sich ins Auge zu schneiden.

Dazu trägt Oppermanns Kniff bei, den man mit gleichem Recht ‚handwerklich‘ oder ‚konzeptuell‘ nennen könnte, oder beides. Sie trägt die Farbe, vergleichsweise kunstlos, mit Hilfe von Punktrasterschablonen auf oder bereitet einen Bildträger mittels abgeklebter Streifen vor, bevor sie sukzessive in breiten Lagen jeweils neue Farbschichten über erneut abgeklebte Flächen aufträgt und so fort. Dabei folgt sie Entwürfen, die sie zuvor am Rechner angelegt – ‚komponiert‘ oder ‚konzipiert‘ – hat und überträgt diese ostentativ ‚händisch‘ ins jeweils vorab entschiedene Format.

Man mag bei der Begegnung mit Oppermanns Gemälden zurecht an historische Vorbilder, vom Konstruktivismus der 1920er und 1930er Jahre bis zur Op Art der 1960er und 1970er Jahre erinnert sein oder an die sensorisch-kognitive dizziness bei psychedelischen Experimenten denken oder auch an die für die Bildwahrnehmung an TV- oder Computer-Screens notwendige Bildwiederholungsrate, die die Kontinuität des Gesehenen stabilisiert und damit seine offenbar auch im Stiften sozialer Beziehungen belastbare Glaubwürdigkeit untermauert.

(Auszug aus Hans-Jürgen Hafner: Julie Oppermann
in: The Sound of Colour, Galerie M+R Fricke, Berlin, 2021)

Press release M + R Fricke Berlin 2022

JULIE OPPERMANN
Exhibition January 21 – March 4, 2022

… anyone standing in front of a painting by Julie Oppermann doesn’t need to worry about being lied to by the image. Even though the question does arise in the moment of viewing whether one’s own eyes, being simply unable to “focus” on this image, are to be trusted. Fixating on a visual impression that’s acting like an uncooperative delinquent simply won’t work anywhere. Oppermann’s paintings don’t pretend to be anything other than a support covered with paint. Why should they? So much art, even that of the distant, pre-modern past is, from a material standpoint, precisely that. In the case of Oppermann’s images, calling them “color-covered things” is as fitting as the famous modernist formula, what you see is what you get—only transposed onto the physiological act of seeing. It’s no wonder, either, that vision, fear-stricken in the face of red, yellow, and blue, falls into the respective image more easily than cutting itself in the eye.

Oppermann’s trick contributes to that, a trick that could in all fairness be called “artisanal” or “conceptual", or both. She applies paint comparatively artlessly, by using dot matrix stencils on a support, or by preparing a support with masking strips, before successively applying broad layers of paint, re-masking the surface between each layer. In doing so, she follows designs previously created—“composed” or “conceived”—on the computer and transfers these onto a respectively predetermined format, ostentatiously “by hand.”

In encountering Oppermann’s painting, one might rightly recall historical models from the Constructivism of the 1920s and 1930s to the Op Art of the 1960s and 1970s, or think of the sensorial-cognitive dizziness of psychedelic experiments, or even the frame or display refresh rates (or repetition rates?) required for the perception of images on TV or computer screens, this rate stabilizes the continuity of what is seen, underpinning its durable credibility, obviously in fostering social relationships as well.

(Excerpt from Hans-Jürgen Hafner: Julie Oppermann
in: The Sound of Colour, Galerie M+R Fricke, Berlin, 2021)

For further information please contact the gallery M + R Fricke.

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