Gabriele Basch

Pressetext M + R Fricke Berlin 2014

Gabriele Basch - dämon
7. Juni – 26. Juli 2014

Der Dämon (griech. Daimon) wurde in der griechischen Antike zunächst als ein „Geist“ oder eine Schicksalsmacht, als warnende oder mahnende Stimme (des Gewissens) und Verhängnis verstanden. Etymologisch handelt es sich laut Duden um eine Ableitung aus dem indogermanischen Wurzelwort da(li) und steht für teilen, zerreißen oder zerschneiden.

In der christlichen Kultur mutierte der Dämon zu einem negativen Begriff (= Teufel, Satan, Luzifer), die die Existenz des Teufels zwar nicht bezweifelte, und dessen Wirkungsbereiche sich darauf beschränkten, den Menschen Illusionen vorzugaukeln, die diese zwar als real wahrnähmen, aber keine eigene Wirklichkeit besäßen. Unter diesem vieldeutigen Begriff, den Gabriele Basch für ihre mittlerweile 6. Einzelausstellung bei uns ausgewählt hat, werden neue Arbeiten aus ihren Werkgruppen Malerei und Cutout gezeigt.

In den Folienschnitten (Cutouts) für die sie anstelle von Papier schwarze Baufolie verwendet, vereinen sich Motiv und Technik in fließende, in sich unterschiedliche weiche Gebilde, die nach einer Integration von Bild und Raum streben. Zunächst erkennbare Motive, scharfe Kontraste und Schnittkanten werden durch das Lackieren der Folie zu unscharfen Elementen mit illusionistischen Motiven. Die spezifischen Artikulationsweisen, die Kunststoffen eigen sind, Elastizität, Leichtigkeit und die weiche Materialität bieten Möglichkeiten, die mit Papier nicht machbar sind. Die Flexibilität des Materials erlaubt es, weit über die sonst auferlegten Limitierungen die Größe und Präsentation betreffend, hinauszugehen: so reichen die Schnitte jetzt von der Decke bis zum Boden und wölben sich - rund und wellig- in unterschiedlichen Formationen. Durch die aufgelöste Geometrie der Linienführung nähern sich diese verräumlichten Gebilde durch die Materialauswahl einer körperlichen Begegnung. Der schmale Grat zwischen Kontrolle und Kontrollverlust wird zur Nebensache; in der Bearbeitung des Materials mit dem Skalpell zeigt sich die Nähe zwischen Zerstörung und Formgebung. Die ursprünglich kalkulierten (Ein)Schnitte verselbständigen sich zu ungeplanten Formen. Es entstehen an Architektur erinnernde auf den Raum bezogene ornamentale Geflechte.

Die Dominanz der Schnitte wird durch die ebenfalls für diese Ausstellung geschaffene Malerei gebrochen. Die Malerei von Gabriele Basch entwickelt sich seit vielen Jahren weg von jenen narrativen Elementen, die in Ihren frühen Werken vorherrschten. Aus dem Augenwinkel flüchtig betrachtet, scheinen diese Bilder üppige Tableaus, verlockende Landschaften und Räume zu zeigen, jene Farben und Formen, aus denen sich unsere Sinne eine wiedererkennbare Welt zusammensetzen. Näher in Augenschein genommen, zerfällt das Abgebildete jedoch in Fragmente, Rohlinge und Partikel ohne gewohnte Zusammenhänge darzustellen. So wie sich eine im ersten Moment vertraute Gestalt im nächsten Moment als fremd erweist, so zeigt das Dargestellte eine abstrakte Welt und reflektiert die Möglichkeiten der Malerei.

Die hier entworfenen Bildwelten, ob nun auf Leinwand, Papier oder auf Folie, sind eine Gratwanderung zwischen illusionistischen und real existierenden Motiven, die Gabriele Basch virtuos in Szene setzt. Überzüchtete Ornamente korrespondieren mit grotesken Täuschungs-manövern in den Schnitten wie auch in den Malereien. Sie überlappen und überschneiden sich zum Teil in scharf angedeuteten Konturen und verdrängen den bislang narrativen Aspekt der Arbeiten.

Gabriele Basch absolvierte ihr Kunststudium an der Hochschule der Künste (UdK) in Berlin bei Prof. Hans Jürgen Diehl. Sie erhielt u.a. das Stipendium der Villa Massimo, Rom, des Berliner Senats für Istanbul, das Erasmus-Stipendium am Royal-College of Art, London. Ihre Malereien und Papierschnitte wurden u.a. in wichtigen Ausstellungen wie in der Kunsthalle Hamburg, im Contemporary Art Center Istanbul, dem MARTa Herford, in der Villa Massimo in Rom, der Stadtgalerie Saarbrücken, der Altana Kunstsammlung und dem Museum Frieder Burda, Baden-Baden gezeigt. Die Künstlerin lebt in Berlin und Hamburg.

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte die Galerie M + R Fricke.

Press release M + R Fricke Berlin 2014

Gabriele Basch - daemon
exhibition June 7 – July 26, 2014

The demon (Greek: Daimon) was seen in ancient Greece as a “spirit” or a force of fate, as a warning or admonishing voice (of conscience) and doom. Etymologically, according to Duden dictionary, it is a derivative of the Indo-Germanic root da(li) and stands for partitioning, tearing or cutting.

Gabriele Basch has chosen this ambiguous term for her already sixth solo exhibition with us, where she will show new works from her work groups Malerei (painting) and Cutout.

In the foil cutouts for which she uses black construction foils instead of paper, motifs and techniques are united in soft diverse flowing shapes, which strive to integrate picture and space. Initially recognizable motifs, sharp contrasts and cutting edges are turned, through the painting of the foils, into blurry elements with illusionistic motifs. The specific modes of articulation particular to plastic, elasticity, lightness and soft materiality, offer possibilities that are not viable with paper. The flexibility of the material allows the artist to exceed the usual limits regarding size and presentation: the cutouts stretch from ceiling to floor and bulge – round and wavy – in various formations. Because of the dissolved geometry of the edges, these spatialized shapes approach a physical encounter through the choice of materials.

The thin line between control and loss of control becomes a side issue; in the treatment of the material with a scalpel, the close relation between destruction and design is shown. The originally calculated incisions take on a life of their own as unplanned forms. Ornamental meshworks in space arise which recall architecture.

The dominance of the cutouts is broken by paintings also conceived for this exhibition. The painting of Gabriele Basch has developed away from all the narrative elements that prevailed in her early works. Observed out of the corner of the eye, these pictures seem to show sumptuous tableaux, compelling landscapes and spaces, colors and forms, which our senses assemble into a recognizable world. Taking a closer inspection, the depiction yet disintegrates into fragments, blank spaces and particles without familiar coherence. Just as an initially familiar shape can prove to be foreign in the next moment, the representation shows an abstract world and reflects the possibilities of painting.

The pictorial worlds here proposed, whether on canvas, paper, or plastic foil, are a balancing act between illusionistic and really existing motifs, which Gabriele Basch stages with virtuousity. Over-sophisticated ornaments correspond with grotesque chicanery in both the cut outs and the paintings. They overlap and clash in at times sharply suggested contours and displace the hitherto narrative aspect of the works.

Gabriele Basch completed her art studies at Berlin’s Hochschule der Künste (UdK) as a student of Professor Jürgen Diehl. She has been the recipient of, among other awards: the stipend of the Villa Massimo in Rome, the Berlin Senate’s stipend for Istanbul, and the Erasmus stipend at London’s Royal College of Art.

Her paintings and paper cutouts have been shown in important exhibitions at, among other places: the Kunsthalle Hamburg, the Contemporary Art Center in Istanbul, the MARTa at Herford, in Rome’s Villa Massimo, the Stadtgalerie Saarbrücken, the Altana art collection, and the Museum Frieder Burda in Baden-Baden.

For further information please contact the gallery M + R Fricke.

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