Portrait Mine 2

Pressetext M + R Fricke Berlin 2017

Portrait Mine 2
Die 1920er bis 1940 Jahre: Foto | Graphik | Zeichnung

Ausstellung: 21. Januar - 25. Februar 2017

Der zweite Teil von Portrait Mine bringt Arbeiten aus Fotografie, Grafik und Zeichnung zusammen. Hauptanteil der Ausstellung stellt die klassische Porträtfotografie dar, wobei es sich um Aufnahmen von Fotoateliers und auch frei schaffenden Fotografen handelt, deren Werke im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts entstanden sind. Die bekannte Porträtfotografin Liselotte Strelow äußerte sich über die Schwierigkeit des Porträtierens einmal folgendermassen: „Das Porträtieren gleicht für Modell und Fotografen einem intimen Vorgang, ähnlich wie Zeugung und Geburt. Zuschauer stören dabei, denn jeder Mensch hat Angst vor der Kamera. Er weiß heute, die optische Linse senkt sich ganz von selbst langsam in die Seele. Schon die automatische Kamera enthüllt mehr über den Abgebildeten, als er selbst über sich weiß oder gar preisgeben möchte, oder wenn ein versierter Fachmann so ein Instrument kritisch zu führen versteht.“

Wir haben für diese Ausstellung eine kleine Auswahl von weniger bekannten Bildnissen zusammen gestellt, die aber von höchster fotografischer Qualität zeugen; Aufnahmen von prominenten und nicht prominenten Persönlichkeiten der Zeit neben einigen Gruppenaufnahmen, die anläßlich festlicher Umtriebe oder bei der Arbeit entstanden sind. Porträtaufnahmen der Schauspielerin Elisabeth Bergner (James Abbé), dem Schriftsteller Arnold Zweig (Franz Xaver Stelzner), dem Geschwisterpaar Erika und Klaus Mann (Lotte Jacobi), neben Modefotografie von George Hoyningen-Huene, Tanzaufnahmen von der Ausdruckstänzerin Maya Lex (Charlotte Rudolph), Aufnahmen von Bauhaus-Schülern und von Künstlern des Jungen Rheinland beim Karneval, die Foto-Reportage einer Tanztruppe von Umbo, um nur einige zu nennen. Sie vereinen sowohl die künstlerische also auch reportagehafte Aussage der Dargestellten. Diese Fotografien dokumentieren nicht nur eine Zeitströmung, sie sind auch Zeugnis von der stetigen Wandlung des Menschenbildes.

Eine limitierte Auswahl von grafischen Arbeiten und Zeichnungen stehen für die Experimentierfreudigkeit von Künstlern und Künstlerinnen nach dem 1. Weltkrieg. Erwähnenswert sind Ella Bergmann-Michel, Natalya Gontscharowa, John Heartfield, Angelika Hoerle und Eugen Zeller. Die Malerin, Dokumentarfilmerin und Fotografin Ella Bergmann-Michel suchte schon sehr früh nach neuen abstrakten Ausdrucksformen in ihren Collagen. Beeinflußt von Kurt Schwitters, mit dem sie eine enge Freundschaft verband, entwickelte sie ein eigenständiges dem Dadaismus nahe stehendes Werk. Wir zeigen eine frühe Collage aus dem Jahr 1927. Natalya Gontscharowa schuf im Pariser Exil viele grafische Auftragsarbeiten, wovon ein besonders schönes und eigenwilliges Beispiel gezeigt wird. Von Angelika Hörle, die zum Kreis der Kölner Progressiven gehörte, gibt es einen Holzschnitt aus ihrem grafischen Werk zu sehen. Anfänglich von seinem Freund Otto Meyer-Amden stark beeinflußt wendet sich der Schweizer Eugen Zeller Anfang der 1920er Jahre der „Neuen Sachlichkeit“ und dem Magischen Realismus“ zu. Wir zeigen die bekannte Lithographie L’Esprit Nouveau aus dem Jahr 1931. Wichtig ist auch John Heartfield mit seinen bissigen Portraits von NS-Politikern in seinen politischen Collagen, die er für die AIZ schuf, von denen einige Blätter ebenfalls zu sehen sind. Eine ausführliche Liste weiterer Werke der Ausstellung übermitteln wir auf Anfrage.

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte die Galerie M + R Fricke.


Press release M + R Fricke Berlin 2017

Portrait Mine 2
The years 1920 - 1940: Photography | graphic | drawing

Exhibition: 21 January - 25 February 2017

The second part of the exhibition Portrait Mine brings together works of photography, graphics and drawings. Classic portrait photography constitutes the largest part of the exhibition, with images by photo studios as well as freelance photographers whose works originate from the first third of the 20th century. The well-known portrait photographer Liselotte Strelow once expressed the difficulty of portrayal like this: “Making portraits is an intimate process for model and photographer alike; similar to procreation and birth. Spectators interfere with this because everyone is afraid of the camera. Knowing nowadays that the optical lens sinks slowly into the soul. Even an automatic camera reveals more about the portrayed than he knows about himself or wants to disclose; or when an experienced expert knows how to operate such an instrument critically.”

For the exhibition we gathered a small selection of lesser-known images that nevertheless testify to the highest photographic quality; pictures of famous and less famous personalities of this era as well as group pictures that were made during work or festive activities. Portraits of the actress Elisabeth Bergner (James Abbe), the writer Arnold Zweig (Franz Xaver Stelzner), siblings Erika und Klaus Mann (Lotte Jacobi), alongside fashion photography by George Hoyningen-Huene, dance photographs of character dancer Maya Lex (Charlotte Rudolph), pictures of Bauhaus-students and of artists of Das Junge Rheinland at the carnival, the photo reportage of a dance ensemble by Umbo – just to name a few. They combine the artistic as well as the reportage-like statement of the depicted. These photographs not only document a zeitgeist, they are too testimony of an ever changing image of man.

A limited selection of graphic works and drawings represent the eagerness of artists to experiment after World War I. Worth mentioning are Ella Bergmann-Michel, Olga Natalya Gontscharowa, John Heartfield, Angelika Hoerle and Eugen Zeller. Early on, painter, documentary filmmaker and photographer Ella Bergmann-Michel was searching for new, abstract forms of expression in her collages. Influenced by Kurt Schwitters, with whom she had a close friendship, she developed a distinct, Dadaism-affiliated work. We will exhibit an early collage from 1927. Olga Natalya Gontscharowa created many graphic works in exile in Paris; we chose to show an exceptionally beautiful and unconventional example. By Angelika Hoerle, who belonged to the circles of the Cologne Progressives, a woodcut from her graphic work will be on display. Initially strongly influenced by his friend Otto Meyer-Amdem, in the early 1920s Swiss artist Eugen Zeller turned to New Objectivity and Magic Realism. We will show the famous lithograph L’Esprit Nouveau from 1931. Equally important is John Heartfield with his snappy portraits of NS politicians as part of his political collages which he created for the AIZ and which the exhibition will show a few sheets of. A detailed list of further works in the exhibition is available on request.

For further information please contact the gallery M + R Fricke.

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