Takako Saito und Freunde

Pressetext M + R Fricke Berlin 2018

Takako Saito und Freunde
George Brecht | Robert Filliou | Joe Jones | George Maciunas

Ausstellung / Exhibition: 22. September – 17. November 2018

Takako Saito, geboren im Jahr 1929 in Sabae–Shi, Präfektur Fukui in Japan lebt und arbeitet seit 40 Jahren in Düsseldorf. Anfang der 1960er Jahre ging sie nach New York, wo sie George Maciunas, den Begründer der Fluxus-Bewegung kennenlernte. Maciunas betrieb in New York einen „Flux-Shop“, über den er die Objekte der Künstler, die sich dieser Bewegung anschlossen, verkaufte. Takako Saito lernte in dieser Zeit George Brecht und Robert Filliou kennen. Um 1968 kehrte sie New York den Rücken und bereiste in den folgenden Jahren Frankreich, wo sie mit den beiden Künstlern eng zusammen arbeitete. In diese Zeit fielen auch Reisen nach Italien, England und Deutschland. Hier taf sie Joe Jones wieder.

Erst spät erhielt Takako Saito internationale Anerkennung. Ihr Interesse gilt sei jeher der Ding- und Alltagwelt, der sie durch Eingriffe oder durch kleine Handlungen eine eigene künstlerische Geste hinzufügt. Naturstoffe wie Steine, Muscheln, Zwiebelschalen oder Kastanien sind neben Papieren, Kunststoffen, Schaumstoffen oder Holzstücken ihre bevorzugten Materialien. Unverwechselbar sind die seit den 1960er Jahren entstandenen, sorgfältig gearbeiteten Objektkästen sowie die zahlreichen "freien" Schachspiele, die zunächst im Fluxshop von George Maciunas verkauft wurden. Der spielerische Ansatz ist für viele Arbeiten von Saito kennzeichnend, stets ist die Künstlerin auf der Suche nach neuen Spielvarianten jenseits festgelegter Regeln. Die Betrachter werden als Mitspieler und Mitgestalter einbezogen, denn die Künstlerin wählt mit Vorliebe die Partizipationsstrategie, vor allem auch in ihren "Me and You Shops“, marktstandähnlichen Kaufläden, bei denen die Künstlerin als Verkäuferin mit dem Publikum interagiert. Das Museum für Gegenwartskunst in Siegen richtete ihr jüngst eine umfangreiche Einzelausstellung aus. Das CAPC Bordeaux zeigt eine Retrospektive im März 2019. Eine ausführliche Werkmonografie beider Häuser ist in Arbeit.

Auch für George Brecht (1926 – 2008), Robert Filliou (1926 – 1987), Joe Jones (1934 – 1993) und George Maciunas (1931 – 1978) ist die Interaktion von Betrachter und Künstler wichtig. Die Grenzen zwischen Kunst und Leben sind fließend.

George Brecht gehört zu den Schlüsselfiguren der Fluxus-Bewegung. Nach dem Studium der Chemie arbeitete er für kurze Zeit für ein Chemieunternehmen, stiess aber schnell zu Künstlern der Fluxus-Bewegung und arbeitete u.a. eng mit George Maciunas. Wichtige Arbeiten waren das Water Jam, eine Sammlung von 70 „Ereigniswerten“, die in einer Plexischachtel aufbewahrt waren. Diese Arbeit war der Beginn der Produktion von vielen weiteren Objektkästen. In seinen späten Jahren produzierte er kaum Arbeiten und bezeichnete sich als „retired from Fluxus“.

Der Franzose Robert Filliou kam Ende der 1960er Jahre in New York mit den Künstlern der Fluxusbewegung in Berührung. Aus seiner Begegnung mit Brecht ging „La Cédille qui sourit“ hervor, ein Ladenlokal in Villefranche-sur-Mer, das Schmuck, Spiele und Fluxusgegenstände anbot. Ein 1969 in Zusammenarbeit mit Brecht entstandenes gleichnamiges Werk ist heute in der Fluxus-­‐ Dokumentation des Museum Fluxus in Potsdam zu sehen. Seine Arbeiten sind hauptsächlich von der Weltanschauung des Buddhismus geprägt. Drei Jahre vor seinem Tod zog sich Filliou in ein buddhistisches Kloster in Frankreich zurück, wo er auch starb.

Joe Jones, der eine kurze Karriere als Jazzmusiker hatte, studierte Anfang der 1960er Jahre Experimental-Komposition u.a. für kurze Zeit mit John Cage. Er experimentierte viel mit mechanischen Musikinstrumenten und entwickelte eigene Musikobjekte, mit denen er Performances veranstaltete und dann ausstellte.

Der gebürtige Litauer George Maciunas war der Begründer der Fluxus-Bewegung. In seiner Eigenschaft als Propagandist der Bewegung betrieb er unter anderem in New York einen Fluxus-Laden, in dem er die Objekte seiner Künstlerkollegen zum Verkauf anbot. Anfang der 1960er Jahre nahm er an den ersten Happenings teil und organisierte zahlreiche Veranstaltungen für Literaten, Musiker, Filmer etc. in der AG Gallery. Er gründete die Fluxhouse Cooperative Building Projects, eine gemeinnützige Kooperative zur Finanzierung von Lofts in SoHo. Er kaufte hierfür mehrere Häuser in New York mit dem Ziel Künstlern zu helfen, adäquate Arbeits- und Lebensräume zu finden. Diese Initiative, die leider scheiterte, führte zur Entstehung des Künstlerviertels in SoHo. Er publizierte zahlreiche Multiples und Drucksachen, die er alle selbst entwarf und gestaltete. Er gestaltet beispielsweise die berühmte Publikation An Anthology von Jackson Mac Low und La Monte Young. Drei Jahre vor seinem Tod übersiedelte Maciunas nach New Marlborough, Massachusetts, wo er versuchte, eine Farm und eine verfallene Villa in ein fluxusorientiertes Kunstzentrum zu verwandeln. 1977 organisierte und leitete er sein letztes Fuxus-Festival in Seattle.

Biografien

Takako Saito
* 1929 in Sabae-Shi, Präfektur Fukui, Japan
lebt und arbeitet in Düsseldorf / lives and works in Düssseldorf, Germany

George Brecht
* 1926 in New York, USA. † 2008 in Köln, Germany

Robert Filliou
* 1926 in Sauve. † 1987 in Les Eyzies-de-Tayac-Sireuil, Frankreich/France

Joe Jones
* 1934 in New York, USA. † 1993 in Wiesbaden, Germany

George Maciunas
* 1931 in Kaunas, Litauen/Lithuania. † 1978 in Boston, USA


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