Veronika Kellndorfer | Martin Schwenk

Veronika Kellndorfer | Martin Schwenk
19. Mai – 30. Juni 2012

Veronika Kellndorfer beschäftigt sich mit Landschaft, Malerei, Stadt und öffentlichem Raum. Ausgehend von dem Gedanken, dass sich Geschichte und Gegenwart einer Gesellschaft an ihren Häusern ablesen lässt, erforscht die Künstlerin Architektur. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf Installationen im Stadtraum sowie in und an öffentlichen Gebäuden. Als ins Glas gebrannten Siebdruck überträgt Kellndorfer Ausschnitte anderer Architekturen an die von ihr bearbeiteten Orte, so dass sich die verschiedenen Schichten überlagern: eine Spurensuche und deren Transfer in den Bildraum der Moderne. In Berlin schuf sie neben ihrer Fassadengestaltung am Bundesfamilienministerium auch Arbeiten für den S-Bahnhof Bellevue und das ARD-Hauptstadtstudio.

Die Architektur der Moderne des jungen 20. Jahrhunderts, die unter dem Begriff des Funktionalismus Eingang in die Architekturgeschichte fand, ist ein zentrales Thema im fotografischen Werk von Veronika Kellndorfer. So beschäftigte sie sich eingehend mit den Bauten von Ludwig Mies van der Rohe, Erich Mendelsohn und den nach Kalifornien emigrierten Nachfolgern von Adolf Loos wie Rudolph Michael Schindler und Richard Neutra. Die für die Bauten des Funktionalismus typische Schlichtheit, Transparenz und Leichtigkeit, ob Privathaus oder öffentliches Gebäude, die auch durch Verwendung von viel Glas Ein- und Durchblicke gestatten, überträgt die Künstlerin auf ihre Fotografien, in dem sie, wie bei ihren Projekten im öffentlichen Raum mit Glas arbeitet. Das fotografische Werk besteht in der Hauptsache aus grossformatigen teils farbigen Ablichtungen, die mittels Siebdruckverfahren auf Glasflächen eingebrannt sind. Mit dieser Technik erzeugt die Künstlerin eine Vielschichtigkeit, die mit der herkömmlichen Fotografie nicht zu vergleichen ist. Das Glas fungiert nicht nur als reiner Bildträger, es erzeugt auch eine räumliche Atmosphäre durch Transparenzen und Spiegelungen, diese unterstreichen die Mehrdeutigkeit und den Transfer des Dreidimensionalen in die bildnerische Darstellung. Wir zeigen unter anderem erstmals Detailaufnahmen des Barcelona Pavillons (Weltausstellung 1929 in Barcelona) von Ludwig Mies van der Rohe und außerdem als Ergebnis einer Recherche in Los Angeles ihre Arbeit „House of Bamboo“ indem sie die Ansicht des berühmten Schindler Studio House (1921-22, West Hollywood) in ein geheimnisvolles Gebilde verwandelt, bei dem die Bezüge zwischen gedrucktem und realem Licht, Innen und Außen fließend sind.

Veronika Kellndorfer lebt und arbeitet in Berlin. Sie erhielt zahlreiche Stipendien, wie das Stipendium der Villa Massimo, der Villa Aurora und der Akademie Schloss Solitude. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen internationalen Ausstellungen u.a. in Los Angeles, Moskau, Leipzig, Edinburgh und Berlin präsentiert. Die Künstlerin geht im Herbst 2012 als Stipendiatin des Goethe-Instituts nach Kyoto.

Martin Schwenk (*1960 Bonn) lebt und arbeitet in Düsseldorf und studierte an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Günther Uecker. Er realisierte Grossprojekte für die Siemens AG, Nürnberg und die Münchner Rückversicherungs-Ges. und erhielt unter anderem das Schmidt-Rottluff-Stipendium und Arbeitsstipendium des Kunstfonds e.V. Bonn. Sein Werk wurde im Kunstverein Recklinghausen, in der Kunsthalle Mainz, Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen und der Kunsthalle Düsseldorf, im Kunstmsueum Bonn, in der Bundeskunsthalle Bonn gezeigt. Zur Zeit hat Martin Schwenk eine Einzelausstellung mit dem Titel „home grown“ im Museum Haus Lange in Krefeld (18. März bis 19. August 2012), zu der ein Katalog in deutscher und englischer Sprache mit Texten von Annelie Pohlen und Heinz-Norbert Jocks, einem Vorwort von Martin Hentschel und einer Dokumentation der Arbeiten herausgegeben wurde und der bei uns verfügbar ist.

„... Seit den 1990er Jahren konzentriert sich Martin Schwenk in seiner Arbeit auf die Auseinandersetzung von Natur als emotionale Projektionsfläche, als Rest einer Sozialgesellschaft und als Ausgangspunkt künstlerischer Gestaltung. Seine biomorphen, schrundigen Kreationen hängen an den Wänden und von den Decken herab und winden sich über die Bodenflächen. Jedes Gewächs bildet eine Individualität, deren Abstammung und Beschaffenheit rätselhaft bleibt. Anregungen für seine Skulpturen findet der Künstler mitunter in den Resten einer kultivierten Natur und in den urbanen Zwischenräumen zugebauter Sozialräume.
Schwenk verwendet Materialien, die in gewöhnlichen Baumärkten erhältlich sind. Stoffe wie Acrylglas, Polyester, Epoxidharz, Schaum, Kunststofffolie oder Gips verarbeitet er in aufwendigen und langwierigen Verfahren zu Gebilden, die ebenso auf phantastische Pflanzenwelten verweisen wie sie ihre eigenartige Materialität zur Schau stellen. Immer stärker drängt sich in den Werken der letzten Jahre die exaltierte Stofflichkeit in den Vordergrund. Die Anklänge an pflanzliche Formationen bleiben erhalten, treten jedoch zurück. Das Wundersame zeigt sich nun im Wuchern und Quellen einer überbordenden Materialität. Die Skulpturen wirken roh, weniger überformt, und behalten dennoch ihre faszinierende Fremdartigkeit bei. Martin Schwenk löst aus dem Alltäglichen und Unscheinbaren das Sonderbare und Widerständige heraus“. (Textauszug: Kunstmuseen Krefeld 2012)

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte die Galerie M + R Fricke.

Press release M + R Fricke Berlin 2012

Veronika Kellndorfer | Martin Schwenk
May 19 – June 30, 2012

Veronika Kellndorfer concentrates on landscape, painting, and urban and public space. Starting out with the thought that the history and the contemporary state of a society can be read in its housing, the artist probes architecture. A core theme of her work lies in installations in urban space as well as in and around public buildings. Using silkscreen etching on glass, Kellndorfer integrates fragments and views of architecture other than those found in the place where she is working, so that differing layers build up: a search for traces and their transfer into the visual language of the modern. In Berlin, besides her composition for the façade of the Federal Ministry for Families, her work includes pieces for ARD’s main TV studio, the S-Bahnhof Bellevue, and the S-Bahnhof Bornholmer Straße.

The architecture of the modern of the early twentieth century, which finds its place in the history of architecture under the term Functionalism, is a central theme in the photographic work of Veronika Kellndorfer. She has occupied herself extensively with the buildings of Ludwig Mies van der Rohe, Erich Mendelsohn, and those followers of Adolf Loos who emigrated to California, such as Michael Schindler and Richard Neutra. The qualities of simplicity, transparency, and lightness - typical for functionalist buildings both private and public, allowing views through them via the use of glass - are carried through by the artist in her photography, which like her projects in public space, use glass. The photographic work is in the most part made up of large format, partly colored photographs that are etched into glass via a silkscreen process. With this technique the artist generates a complexity that cannot be compared to conventional photography. The glass functions as not only the carrier of the image, but also produces a spatial atmosphere through transparence and mirroring, emphasizing ambiguity and the transfer of the three-dimensional into an artistic representation. Amongst other works, we are showing for the first time close-ups of Ludwig Mies van der Rohe’s Barcelona Pavilion (from the 1929 Barcelona International Exposition), and also - the result of research carried out in Los Angeles – her work “House of Bamboo,” in which she transforms the elevation of the famous Schindler Studio House (1921-22, West Hollywood) into a mysterious construct, in which the relations between printed and real light, and inside and outside, become fluid.

Veronika Kellndorfer lives and works in Berlin. She has been the recipient of a range of stipends, such as the residencies as Villa Massimo, Villa Aurora, and the Akademie Schloss Solitude. Her works have been presented in numerous international exhibitions, taking place in Los Angeles, Moscow, Leipzig, Edinburgh, and Berlin. In autumn 2012 the artist goes to Tokyo on a Goethe Institute scholarship.

Martin Schwenk (*1960 Bonn) lives and works in Duesseldorf. He studied at the Kunstakademie Duesseldorf under Guenther Uecker and has exhibited throughout Germany. He has realized large scale wall paintings for the Siemens AG, Nuremberg and the Münchener Rückversicherungs –Gesellschaft, Munich. Martin Schwenk currently has a solo show at the Museum Haus Lange in Krefeld entitled „home grown“ which is accompanied by a catalogue in English and German with texts by Annelie Pohlen and Heinz-Norbert Jocks, a foreword by Martin Hentschel, and a documentation of the exhibits. The publication is now available and can be ordered through the galllery.

„... Since the 1990s, Martin Schwenk has deliberated in his work on nature as a screen for projecting our emotions, as a vestige of our society, and as the starting point for artistic work. His biomorphic creations dangle from the walls and ceilings and trail across the floor. Every plant is an individual, whose origins and constitution remain, however, shrouded in mystery. At times the artist finds inspiration for his sculptures in the remnants of a once cultivated nature that can be found in the interstices of built-up urban spaces. Schwenk uses materials that can be bought at regular hardware stores - such as Plexiglas, polyester, epoxy resin, foam, plastic foil or plaster. He works these in elaborate and painstaking processes into figures that not only point to fantastic vegetal worlds, but also highlight their very fabric. Over the last few years their effusive materiality has become increasingly central. Although the allusions to plant formations are still there, they have taken a step backward. The wondrous reveals itself now in the mushrooming and proliferation of an exuberant matter. The sculptures come across as raw, less modelled, but have lost none of their fascinating strangeness. Martin Schwenk extracts the weird and wilful side from the mundane and quotidian. ...“
(Text excerpt Kunstmuseen Krefeld 2012)

For further information please contact the gallery M + R Fricke.

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